Mehr als Freundschaft

Eine frei erfundene Geschichte von Poliduor

Original von:
Poliduor

Alles begann an einem warmen Aprilmorgen, als ich, wie schon die letzten sechs Monate, jeden Tag durch ein riesiges Tor in den Wald ging. Ich weiß nicht wie lange ich schon durch die Bäume hindurch irrte, bis ich an einer Weide vorbei kam. Ich sah sie lange bevor sie mich sah. Sie spielte mit ihrem Sohn der kaum älter als ein Jahr zu sein schien, auf der grünen Wiese. Ich fragte mich wo der Vater abgeblieben war.

Ich ging ein paar Schritte weiter und traf einen Mann, der auf einer Bank saß und die beiden beim tollen beobachtete. Ich setzte mich zu ihm und fragte mich leise "Wer wohl der Vater ist?"

Einige Momente später sagte der Mann, der mich gehört hatte: "Der Vater ist vor einem Jahr gestorben, denke ich".

Betrübt senkte ich den Kopf.

"Sie kennen die beiden?"

"Na ja flüchtig, bin ihnen Öfter beim Spaziergang begegnet."

Er drehte seinen Kopf zu mir und sah dass ich meinen immer noch hängen ließ.

Er stand auf und bevor er ging sagte er noch: "Nehmen sie es nicht so schwer das sind Dinge die eben passieren".

Es mögen zwanzig oder dreißig Minuten gewesen sein bis ich auch aufstand und mich der Wiese nährte und mich an den Zaun lehnte. Erst jetzt bemerkte sie mich. Sie drehte ihren kopf so das ich ihr Gesicht, das mich sofort in den Bann zog, sehen konnte. Ihre ganze Erscheinung war für mich wie ein Traum. Sie trug keinen Sattel und war abgezäumt. Ihr Fell war von makellosem Dunkelbraun. Ihre Mähne war weiß genau wie ihr Schweif und sie hatte eine kleine Zeichnung auf der Stirn. Langsam am Zaun entlang gehend ließ ich ihre Schönheit auf mich wirken. Sie beobachtet mich doch sie dachte nicht daran auf mich zu zugehen, sondern ruhte sich etwas vom spielen aus.

Ich ging zur Arbeit und war so um 22 Uhr zuhause und ging zu Bett. Sie war mit die Ganze Zeit nicht aus dem Kopf gegangen. Ich dachte immer nur über sie und ihren Sohn nach. Es gelang mir so gegen Vier Uhr früh für zwei Stunden Ruhe zu finden. Als ich wieder aufwachte war das erste was in meinem Kopf war, der Gedanke, dass ich sie wieder sehen müsste. Drei Stunden später traf ich wieder an der Weide ein. Sie war schon wach und sah mich schon von weitem kommen. Ignorierte mich aber immer noch.

Dieses Spiel wiederholte sich Tag für Tag, bis sie eines Tages auf mich zuging. Nun war es endgültig um mich gesehen. Mein Herz schlug bis zum hals als ich ihr Gesicht berührte und es sanft streicheln durfte. Als meine Gedanken wieder einigermaßen geordnet waren, nahm ich vorsichtig die Hand von ihr. Obwohl es schon jetzt im Herzen wehtat, drehte ich mich um und entfernte mich langsam von ihr. Aber nicht ohne mich nochmals um zudrehen um sie kurz anzusehen. Noch während ich nach Hause ging wurde mir langsam bewusst, daß ich sie liebte. Und als müsse ich es mir bestätigen sagte ich als ich in meiner Wohnung angekommen war.

JA! Ich liebe ein Tier!

JA! Ich liebe ein Pferd!

Der Versuch mich mit Hausarbeiten abzulenken misslang. Durch Zufall fiel mir ein Brief in die Hände. In ihm befand sich ein Sparbuch, das meine Eltern bei meiner Geburt für mein Studium angelegt hatten. Ich habe es nie angerührt, denn ich wollte es immer ohne Hilfe meiner Eltern schaffen. Vor Wut darüber, daß ich mit meinen Gefühlen nicht mehr klar kam, warf ich das Buch in eine Ecke des Zimmers und putzte die ganze Wohnung. Als ich fertig war, beschloss ich mich für heute bei meiner Arbeit, Der Klinik für Nutztiere, krankzumelden.

Den ganzen Tag durchsuchte ich das Internet und stellte fest, dass ich ein Zoophilier bin. Aber vor allem beruhigte mich, daß ich nicht der einzige war.

Ermutigt durch die Geschichten, die ich dort fand, beschloss ich, diese Tatsache zu akzeptieren und meiner geliebten heute abend meine Gefühle für sie zu gestehen. Aber wie sollte ich ihr das erklären? Nun eine Lösung fiel mir nicht ein.

Als ich also am Abend wieder an der Wiese eintraf, wartete sie bereits auf mich. Ich versteckte mich solange hinter einem Baum, bis es fast dunkel war und ich mir sicher war, dass das Tor zum Wald verschlossen worden war. Aus meinem Versteck gekommen, kletterte ich über den Zaun und schritt langsam auf sie zu. Als ich endlich bei ihr war, fiel eine unvorstellbar große Last von mir ab, denn nicht ich, sondern sie machte den ersten Schritt.

Sie legte ihren Kopf auf meine Schulter, und ich umarmte sie, als wollte ich sie nie mehr los lassen. Sie verstand sofort und ließ mir zeit, sie zu berühren und ihren Geruch aufzunehmen. Es war schon spät, als wir zueinander fanden und sie mir Dinge zeigte, von denen ich bis zu diesem Tag nicht einmal zu träumen wagte. In dieser Nacht, die meinetwegen ewig hätte dauern können, verbanden sich unsere Seelen auf eine einmalige Weise, und ich wusste, daß ich nicht mehr ohne sie sein konnte.

Als die Sonne uns mit ihren ersten Strahlen weckte, erwachte ich kurz vor ihr. Ich stand auf und wartete so lange, bis sie auch aufstand. Bevor ich zur Arbeit ging, gab ich ihr noch einen Kuss und verabschiedete mich von ihr.

Kaum in der Klinik eingetroffen fragte mich mein bester Freund, John, der leider auch mein Chef ist, Was ich denn gehabt hätte.

Schnell Dachte ich mir eine Ausrede aus.

"40 Grad."

"und da kommst heute zur arbeit"

"Na ja, gut geht es mir noch nicht, aber jemand muss die Tiere doch gesund machen".

"Gut. aber ich bestehe darauf das du heute um Zwölf Schluss machst und zum Arzt gehst".

"Aber..."

Ernst sagte er: "Ich will nichts hören, ich habe hier genug kranke Tier, ich kann keine schwerkranken Menschen gebrauchen."

"Danke."

Jetzt fühlte ich mich wirklich mies. Belogen hatte ich ihn. Wir konnten uns sonst alles erzählen. Aber mich vor ihm zu outen, nein, die Angst war zu groß. Schließlich habe ich von Leuten gelesen, bei denen es kräftig nach hinten losgegangen war.

(Wut kam in mir auf)

An diesem Tag wollte einfach nichts gelingen. Zum einen waren da die Vorwürfe weil ich ihm nichts gesagt hatte. Zum anderen vermieste ich sie, es schien als hätte ich sie schon Wochenlang nicht gesehen.

Um punkt zwölf verließ ich das Gelände.

Endlich war ich da. Aber ich dachte mein Herz blieb stehen als ich schon von weitem einen Mann sah, der mit einer Peitsche versuchte meine Geliebte und ihr Kind in einen Anhänger zu prügeln.

Noch während ich zu ihnen rannte schrie ich

"Was machen sie da!"

Er drehte sich erschrocken um und ließ endlich von ihr ab. Ich fragte erneut: "Was soll das?" "Wo bringen sie sie hin?"

"Ich bringe sie zum Schlachter!

"Sie bringen sie zum..." Ich schluckte, "...Schlachter?" Warum?

"Sie wirft die Kunden ab und beißt sie. Das geht jetzt schon einige Wochen so."

"Und wieso auch ihr kin... ach ich meine Fohlen?"

Er antwortete kühl, während er versuchte sie in den Anhänger zu schieben:

"Mit diesem Bastard kann ich nichts anfangen..."

Bevor er weiter reden konnte unterbrach ich ihn:

"ich will die beiden kaufen, wie viel wollen sie?"

Überrascht schaute er mich wieder an und dachte einen Moment nach

"für beide, Tja, sagen wir 3000 Euro."

"OK. Abgemacht ich gehe das Geld holen und bin gleich wieder da."

Von mir aus hätte er auch eine Million verlangen können, hätte ich auch bezahlt.

Ich ging zur Bank und löste das Sparbuch auf. Enzwischen hatte sich dort eine Sechsstellige Summe angesammelt.

Der Exbesitzer guckte nicht schlecht als ich im das Geld in drei großen scheinen in die Hand legte. Auf dem Rück weg kam ich auf die Idee das ich die beiden, bis ich etwas besseres gefunden hatte, auf der Arbeit lassen könnte.

Kaum in Sicht weite des Stalls gekommen, es war entwischen später Nachmittag, entdeckte mich John. Er kam auf mich zu und er zog eine Schubkarre vol Stroh hinter sich her.

Ich erwartete das Schlimmste doch er lachte nur:

"Wo hast du denn die beiden aufgetrieben?"

"Hab sie gerade vor dem Schlachter gerettet."

"Ja und wie soll es jetzt weiter gehen"

"Nun ich würde sie gerne so lange hier unterbringen und..."

Er unterbrach mich

"Und ab morgen Urlaubnehmen, richtig."

"Ja aber nur wenn es dir nicht zuviel ausmacht. Aber es kann etwas länger dauern, weil ich mir erst noch eine neue Bleibe Suchen muss und ich werde die beiden mitnehmen."

Er lächelte und sagte dann:

"ich mach dir ne große Box fertig und werde auch sonst alles tun. So nun mach dich auf die Suche."

"Danke du bist ein echter Freund"

Als er weg ging, war dieses Gefühl wieder da. Nun war es schon das zweite mal, dass ich nichts gesagt hatte.

Sie hatte meine Unsicherheit wohl gespürt und kam näher und leckte mir den Hals um mir Mut zu machen. Kurz nach dem ich sie zum Stall gebracht hatte, sie hatten die größte Box bekommen, verabschiedete ich mich von ihnen.

Ein Haus mit einem ausreichend großen Garten zu finden war gar nicht so leicht entweder war es zu wenig land oder das Haus war praktisch nur noch ein Grundriss. Erst als ich nach vier Wochen Suche fast schon aufgeben wollt, Fand ich ein kleines Haus, vor dem ein alter Mann stand. Außerdem konnte ich noch ein kleines Fohlen entdecken. Die Grenzen des Grundstücks waren für mich nicht Sichtbar. Aber am Eingang war ein Schild mit der Aufschrift "zu verkaufen."

Ich ging auf den Mann zu und kam gleich zur Sache:

"Ich Würde Gern ihr Haus und ihr Grundstück Kaufen. Wie viel wollen sie denn dafür?"

"Nichts."

Also damit hatte ich jetzt wirklich nicht gerechnet.

"Was, sie wollen wirklich keinen Cent!"

"Genau so ist es. Das einzige was ich möchte ist, das sie sich um mein Pferd kümmern".

Ich wäre am liebsten aufgesprungen.

"Selbstverständlich"

Kaum zwei tage später waren wir nun zu viert auf unserem neuen Land zusammen. Wir verbrachten noch viele Jahre zusammen. Und ich war überrascht, das sie, meine große liebe, meine lange Abwesenheit nicht einmal übel zu nehmen schien. Kurz nach dem Umzug gestand ich auch John wie ich fühlte. Nach meiner Offenbarung verließ er die Klinik fluchtartig. Es vergingen fast zwei Wochen, bis er wieder bei der Arbeit auftauchte. Er sagte, dass er eine ganze Weile brauchen werde, bis er sich daran Gewöhnen würde.

Bevor er weiter arbeitete, sagte er noch etwas was mich zutiefst beeindruckte:

"Liebe gibt es in allen auch nur erdenklichen Formen."