Zurückgewiesen

 

 
Schon seit Wochen hat er sich seltsam verhalten, ich kann mir nicht
denken warum. Martin ist einer meiner besten Freunde und besonders
letzte Nacht ist mir ziemlich klar geworden, das ihn irgendwas bedrückt,
etwas das ihn in seinem tiefsten Innern berührt.

Ich sitze hier neben dem Computer, trinke Caffee und warte auf ihn.
Hoffentlich kann ich ihm helfen. Nach den wenigen Worten, die wir
während dem Mittagessen (in das er mehr hineingestarrt und darin
herumgestochert hat) gestern gewechselt haben war klar, daß er
hofft sich mit mir über irgendwas Ernstes auszusprechen, und nicht wie
sonst die übliche Rollenspielsitzung abzuhalten.

Ich denke darüber nach, was er in den letzten Wochen alles angestellt
hat... Er war nicht viel mit uns unterwegs, aber er ist eigentlich
auch nie ein sehr sozialer Typ gewesen. Wahrscheinlich hat er
eine Menge Zeit mit seinem neuen Zugang und den Leuten aus dem
Internet verbracht.

Etwas mühsam erhebe ich mich und gehe ins Bad um mich zu rasieren,
bei solchen Gelegenheiten führe ich öfters eine kleine 'Unterhaltung'
mich mit meinem Spiegelbild; das hilft normalerweise mir über einige
Dinge bewußt zu werden.

Ich lasse mir das, was ich über Martin weiß durch den Kopf gehen.
Er ist 24, knapp ein Jahr jünger als ich. Wir kennen uns seit der 
Grundschule und waren auch in den meisten Klassenstufen noch zusammen. 
Wie haben uns an der gleichen Hochschule eingeschrieben und denselben
Mathekurs belegt.
Vermutlich sind wir uns in dieser Zeit durch Rollenspiele, Advanced
Dungeon and Dragons und so was, ziemlich nahe gekommen. Das war auch
die einzige Zeit in der ich ihn außerhalb der Schule zu Gesicht
bekommen habe, da er sich weder sportlich im Verein betätigte, noch
sonst irgendwelchen sozialen Beschäftigungen nachging.

Während ich noch für ein wenig heißes Wasser sorge und dabei versuche
das nervtötende Gluckern des Heißwasserboilers zu überhören,
denke ich laut über Martins Persönlichkeit nach.

Er ist ein Intelektueller sag ich mal, niemand kann das bestreiten. 
Aber wenn ich ganz ehrlich bin, muß ich von ihm sagen daß er ein
ein wenig träge ist, gesellschaftlich meine ich.
Er hatte auch nie viel Glück bei den Frauen, nicht weil er irgendwie
häßlich ist, aber ihm fehl einfach die nötige Zuversicht glaube ich.

24 Jahre alt, arbeitet als Programmierer in der Innenstadt und lebt
in einer ländlichen Gegend, allein in einem einsamen Haus am Rande
der Stadt; er scheint ein bißchen so zu sein wie ein Aussteiger der
die Einsamkeit gewählt hat, obwohl ich nicht von ihm sagen kann, daß er
mir jemals wirklich einsam vorgekommen ist. Die meiste Zeit scheint
er halbwegs gut drauf zu sein, wenngleich er nie das Herz und die
Seele unserer Clique war. 

Ich beende meine 'Waschsitzung' und plaziere meine Utensilien
vorsichtig wieder zurück an ihren Platz am Rand des Waschbeckens.
Mein Gott, hier sieht aus wie einstmals in unserer Wohngemeinschaft;
Susie ist in drei Tagen wieder von ihrem Kurs zurück,
bis dahin wäre es ratsam für ein bißchen Ordnung zu sorgen,
andernfalls dürfte es ziemlich -ballistisch- für mich werden...

Ich setze mich wieder vor den Computer und gönne mir noch eine Runde
Worms, während ich warte...

Ein paar Minuten später bin ich schon auf dem Weg zur Haustür.

"Hiho Martin, komm rein", lächle ich ihn an.

Er murmelt sowas wie ein "Hallo" als er eintritt und hängt seine Jacke
an den Garderobenständer.

Ich führe ihn in den Nebenraum, den ich spaßhalber als mein
'Arbeits'zimmer bezeichne und wir lassen uns an unseren angestammten
Plätzen nahe dem Computer nieder. Im Schein des Monitors sieht er noch
ein bißchen blasser aus als sonst...

Für einige unangenehm stille Augenblicke kommt kein Gespräch zustande,
und ich breche das Schweigen indem ich ihm eine Runde Worms anbiete.

"ich... hmm" bekomme ich zu hören "...ja, Okay".

Ich setze mich neben ihn, als wir uns vor dem Monitor zurechtsetzen.
Es kommt mir so vor, as würde er meinen Blick meiden...

Für eine Weile pusten wir gegenseitig unsere Mini-Soldaten vom
Bildschirm, es wird aber nicht mehr gesprochen als die typischen
'gegeinanderspiel'-Kommentare, wenn mal wieder einer der eigenen
Würmer das Zeitliche gesegnet hat. Das ging so weiter bis ich 
nach ein paar Runden beiläufig sage, "Hmm, Du hast in letzter Zeit einen
ziemlich niedergeschlagenen Eindruck gemacht, ist irgendwas nicht in
Ordnung ?)

Ich bemerke wie er seinen Blick senkt und unsicher wird.
"Ich, uhm, jaaah, ich fühl mich grad nicht so toll..."

Ich lege den Joystick beiseite, wende mich ihm noch etwas mehr zu
und veranlasse ihn mit einem wißbegierigen Blick fortzufahren.

"Oh...hmm, es ist eigentlich... ahmm..."
Ich fange mich langsam an echt zu wundern, was das zu bedeuten hat,
was kann passiert sein; er macht einen so nervösen Eindruck.

Ein tiefer Seufzer und für einen Moment ist er erst mal wieder still.

"Jetzt schau mal her, irgendwas nagt ganz offensichtlich an dir. Was?
Dein Job? Kohle?", für ein paar Sekunden laß ich die Frage im Raum hängen.

"Ein Mädel?" vermute ich gedehnt...

Er läßt einen weiteren Seufzer hören, leise, beinahe amüsiert klingend.
"Nee, ... nicht wirklich"

Für einen Moment treffen sich unsere Blicke und er sagt:
"Ja, es zerfrißt mich, und das tut es schon seit einer sehr langen Zeit."

Ich nicke.

"Ich kann immer noch nicht richtig damit umgehen...", er spricht
deutlich, langsam und überlegt und mit einiger Mühe.
"aber ich habe gedacht, wenn ichs Dir erzähle... komm schon,
Du bist mein Freund und alles... Ich dachte, äh, ich möchte es
Dir sagen, Du sollst es wissen."

"Oh, Ooh". Ich höre zu.

Er hat sich im Schneidersitz auf seinen Stuhl gesetzt, die Hand an
den Augenbrauen, den Blick auf den Fußboden gerichtet, er zittert 
sogar ein wenig.

"Naja, ich..." lange Pause "Hast Du dich nie gewundert, warum ich nie
eine Freundin hatte, so wie Du ? So wie Du und Susie ?"

Jetzt bin ich dran eine Pause zu machen, bevor ich antworte.
"Naja, ich vermute Du hattest einfach... kein Glück oder so;
vielleicht bis Du auch einfach nicht vertraut genug mit dem anderen
Geschlecht, ich weiß es nicht."

Es scheint meine Antwort zu gewichten oder seine nächsten Schritte
abzuwägen.

Ich fahre fort: "Du fühlst Dich einsam? Ist es das?"

"In gewisser Weise, ja, vermutlich bin ich das... aber ich weiß jetzt,
daß ich nicht allein bin, dafür hat das Netz gesorgt, obwohl ich immer
noch nicht weiß... ich weiß nicht wie ich mir selbst gegenüber stehe
und was -ich- alleine bin, dafür brauche ich Deine Hilfe."

Ich glaub ich habs! Was für eine Überraschung, Martin ist schwul!
Hoffentlich steht er nicht auf mich oder so...

Er muß diese Erkenntnis von meinem Gesicht abgelesen haben, er sieht mich
kurz mit einem flüchtigen Blick an, "Ich bin nicht schwul, Stefan; ich
weiß daß Du an sowas denkst."

"Ich, äh, in Ordnung, Ok, ich hab sowas in Erwägung gezogen..." ich stocke
"mmh, was ist also der Grund weßhalb Du nie eine Freundin hattest ?"

"Nun, ich bin nicht an Frauen interessiert, ich finde sie einfach nicht
attraktiv." Er sieht jetzt sehr angespannt aus...

"Was sagst Du da ? Wenn Du nicht 'normal' hetero bist und auch nicht
schwul, was... " ich versuche die Frage sich selbst stellen zu
lassen.

Er duckt sich, offenbar ist das genau die Frage die wir beide gebraucht
und gefürchtet haben...

"Ich bin zoo." sagt er; ruhig, leise, sieht mich nur flüchtig dabei an.

"Zoo ? Was meinst Du denn damit ? Was ist 'zoo' ?"

"Ich bin ein Zoophilist" sagt er nochmal, diesmal ohne aufzuschauen,
halb zu sich selbst.

"Was soll das denn heißen?" das fängt an mir den Nerv zu rauben, was
zur Hölle ist los mit ihm? Sitzt hier rum, verbreitet diese sonderbare
Stimmung, er ist wie ein Blatt im Herbstwind, blaß und schwach, er ist...
ich weiß nicht, er sieht richtig aufgerieben aus.
 
"Denk darüber nach." sagt er "Zoo, Philie, Tiere, Liebe."

Er schaut mich wieder an, Tränen in den Augen,
"Ich bin ein Sodomist" sagt er und überdehnt dabei das letzte Wort...

Er meint nicht das was ich denke was er meint, oder doch? Nein! 
Das kann nicht sein, das wäre lächerlich. Ich schaue ihn fassungslos an.

Er krallt sich am Stuhl fest wie ein Verrückter, starrt in in eine
Ecke des Zimmers und sagt mit viel größerem Druck,
"Ich ficke Pferde Stefan! Ich ficke Pferde, Okay? Zoo, Philie,
Tiere, Liebe, Pferde, ich... ich liebe Pferde."

Er fängt an zu schluchzen, schlingt seine Arme um seinen Körper,
hält sich selbst fest, als würde sonst er in Stücke brechen. 
Ich sehe die ungeheure Anspannung in seinen Gesichtszügen,
seine Kieferknochen sind zusammengepreßt, mit größter Anstrengung
versucht er die Kontrolle über sich wiederzuerlangen.

Für ein, zwei Minuten kann ich nichts anderes tun als dazusitzten;
Minuten, die sich wie ein ausgetrocknetes Flußbett zwischen uns
ausbreitet. Ich bin mehr als nur geschockt.
Was zur Hölle soll ich -dazu- sagen? Der Typ ist geistesgestört!

Schließlich schaut er mich an, einen schuldigen Ausdruck in seinen Augen.

"Ich bin nicht der einzige, Stefan." sagt er leise während er sich die
Tränen von seinem Gesicht wischt, "Es gibt eine Menge von uns, auf der
ganzen Welt. Ich habe sie übers Netz kennengelernt. Ich war schon
immer so, ich fange aber erst jetzt an mir darüber klar zu werden,
was es bedeutet. Verdammt, selbst als ich wieder an der Hochschule 
angefangen habe, bin ich nachts raus aufs Land, durch die Felder und... 

"Ich liebe sie einfach, nichts in meinem Leben bedeutet -irgendwas-
im Vergleich zu Pferden... garnichts. Wenn ich mit einer Stute 
zusammen bin, fühle ich mich so -ausgefüllt-... so glücklich. 
Ich würde alles dafür geben um ein Pferd zu -sein-, ein Hengst."
inzwischen völlig abgehoben fährt er fort, "Ich meinen Fantasien und
Träumen hatten immer nur Pferde einen Platz, niemals Menschen. 

Pferde sind so... oh, ich weiß es nicht, einfach -alles-", er schneuzt 
sich und wischt mehr Tränen von seinem Gesicht, "Ich kann es nicht
erklären, das -bin- ich einfach, und ich habe mich schon selbst so sehr
dafür gehaßt. Einigemale hätte es mich beinahe umgebracht.

Er fängt wieder an zusammenzubrechen, seine Unterlippe bebt.
"Oh Gott, es tut so weh! Ich kann nicht sein, was ich -bin-. Ich
muß lügen, mich verstecken, durch die Dunkelheit schleichen, über
Zäune und Gatter steigen, mich durch das Dunkle tasten. 
Ich bin so... so allein."

Die Schleusen öffnen sich und jetzt weint er wirklich; offen, tragisch,
völlig hoffnungslos.

Langsam stehe ich auf und gehe zu ihm, lege ihm die Hand auf die
Schulter. Aus irgendeinem Grund kann ich mich nicht dazu überwinden
ihn zu umarmen. Ich stehe neben ihm und fühle mich als wär ich wie ein
Bruder, vielleicht sogar so etwas wie ein Vater für ihn, wie er so
dasitzt und von seinen Tränen erschüttert wird.

Schließlich beruhigt er sich ein wenig.

"Martin" sag ich zu ihm. Er schaut mich unter seinen zerzausten
Haaren an.

"Martin, schau mal" fahre ich in dem ruhigsten Ton den ich aufbringen
kann fort "Du bist... nun, offen gesagt bist Du krank. Du bist ein 
guter Freund und ich kann Dich nicht so leiden zu sehen, aber 
Du -mußt- den Tatsachen ins Auge sehen... Es mit Tieren zu tun ist
einfach nicht natürlich... es ist -falsch- und Du brauchst Hilfe." 

Völlig fassungslos starrt er mich durch seine verweinten Augen an,
aber ich weiß, daß irgend jemand das zu ihm sagen -mußte-.
"Ich weiß, daß Du Pferde liebst und das ist in Ordnung, aber Du kannst 
doch nicht einfach hingehen und eins hernehmen, das ist nicht richtig.
Es ist... es ist, na, so oder so, Du -brauchst- Hilfe. Du hast
ein verdammt ernstes Problem."

Ich versuchte so sorgevoll und fürsorglich wie möglich zu sein, aber ich
kann sehen wie er innerlich zusammenknickt, er starrt mich einfach nur
an, ohne ein Wort zu sagen. Zur Hölle, er scheint -geschockt- von dem 
zu sein, was ich gesagt habe. Warum ist es nicht total offensichtlich
für ihn ? Realisiert er nicht wie durcheinander er ist ?

Nein... ich glaube nicht. Oh Scheiße, ich fühle mich aus der
Reserve gelockt, weil mir klar wird, daß dieser Junge -echt- im Arsch 
ist, ich meine, wahnsinnig oder sowas, verückt. Ich muß versuchen 
ihn zu beruhigen und ihm nahebringen, daß er geheilt werden muß von 
diesem... diesem Verlangen.

"Ich werde eine Arzt rufen, Martin." sage ich

Seine Augen weiten sich vor Schrecken "NEIN!" keucht er,
"Nein, Stefan! Bitte! Die werden mich einsperren! Bitte!",
die Tränen rinnen über sein Gesicht.

Ich sage ihm "Sei nicht dumm, sie werden Dich nicht einsperren, sie
werden mit Dir -reden-, Dir -helfen-; komm schon, Martin, Du brauchst
Hilfe. Allerdings sollte das professionell geschehen, weil ich...
ich weiß einfach nicht was ich sagen soll. 

Natürlich, sie -werden- ihn einsperren, naja, oder ihn zumindest erst
mal in Behandlung geben, aber es ist einfach lächerlich, der Kerl
braucht eine ernste, tiefgreifende Behandlung, oder nicht ? Sex mit
Tieren zu haben ist schlicht -falsch-.  Das ist es, es ist... 
einfach... einfach total abgedreht!

Keuchend stößt er meine Hand von sich, steht schwankend von seinem Stuhl auf.
"Ich muß kotztn."

"Okay." meine ich und stütze ihn.

Was zur Hölle soll ich jetzt machen? Ich steh hier und denke,
"Wen ruf ich an? Das Krankenhaus? Eine Psychatrie? 
Das kleine weiße Wägelchen? Woher zur Hölle soll ich das denn wissen!?"

Leise ducke ich mich in den Flur, um in den Gelben Seiten nachzuschauen,
möglicherweise finde ich ja die Nummer einer 'Institution' oder sowas.
Ich weiß nicht, vielleicht rufe ich auch einfach nur den Krankenwagen.

Oben höre ich ihn über der Toilette hängen...

Das rasche Durchblättern der Gelben Seiten kann mir keinen weiteren
Anhaltspunkt geben, wen ich anrufen soll, deshalb flitze ich in die
Küche und schnappe ich mir das Telefon, um die Ambulanz anzurufen.

Ich schaue an die Decke, während ich die Nummer wähle. Oben im Bad
scheppert es; hört sich ganz so an, als wäre mein ganzes Zeug vom 
Waschbecken nun gleichmäßig auf dem Boden verteilt.

"Hallo, ja ähm... die Ambulanz bitte." Ich gebe meinen Namen und Adresse
durch.

Ich höre die Wasserleitungen wieder klopfen, das warme Wasser oben ist
angestellt worden, ich vermute er macht ein wenig sauber oder so.

"Die Situation? Ahmm, das ist schwer zu erklären" sage ich zu der
Stimme am anderen Ende der Leitung, "Ich habe einen Freund hier bei mir,
und ich glaube daß er wirklich, äh... einen Psychater oder sowas braucht."

"Nein, kein Witz; der Junge ist wirklich naja, ziemlich durcheinander
und ich weiß nicht wen ich deswegen anrufen könnte, ich... was? 
Das Krankenhaus anrufen? Okay, danke schön."

Als ich den Hörer auflege und die andere Nummer wähle, rufe ich nach
oben, "Martin?"

Keine Reaktion, er kann mich wohl vom Bad aus nicht hören.

Es dauerte einige Minuten bis ich zum Krankenhaus durchgestellt und mit
der richtigen Person verbunden worden bin. Ich versuche die Situation
so gut und schnell zu erklären wie ich kann. Mir wird gesagt, ich soll
ihn vorbeibringen und geben mir den Namen des zuständigen Doktors, nach
dem wir an der Rezeption fragen sollen.

"Okay, dankeschön, wir werden in zwanzig bis dreißig Minuten da sein"
Ich lege auf und gehe nach oben.

Vor der Badtüre angekommen höre ich, daß das Wasser noch immer läuft.

Ich wundere mich ein wenig. Hat er nicht gesagt, daß er öfters
ans Schlußmachen gedacht hat wegen, ohoh... -deswegen- ?

"Martin? Bist Du in Ordnung?" Ich versuche die Tür zu öffen...
Abgeschlossen.

Ich klopfe dagegen, rufe lauter "Martin? Martin? Mach auf!"

Oh Scheiße, Scheiße nein, er wird doch nicht irgendene Dummheit begangen
haben, oder doch ?

Ich will die Tür aufdrücken, erfolglos.

Ich schlage auf sie ein und rufe "Martin, mach die gottverdammte Türe auf."

Immer noch keine Reaktion.

Ach du heilige Scheiße, jetzt gehts los. Ich werfe mich gegen die Türe,
der fadenscheinige Sicherungsbolzen wird ohne großen Wiederstand
aufgehebelt; und da kann ich ihn sehen, zusammengesunken neben dem
Waschbecken.

Das Wasser fängt gerade an über den Rand zu laufen, über seinen 
erschlafften Körper, es vermischt sich mit dem langsam ausfließenden
Blut, das aus den aufgeschlitzten Handgelenken hervortritt... 
Meine Rasierklingen liegen neben ihm.

Meine Rasierklingen...

MEINE Rasierklingen.





Orginaltitel "I deny you" von Dobbin, übersetzt von einem Freund.
Translated  by Tomi