Die Hündin

            Die Hündin in aller Kürze

            Die weiblichen Geschlechtsorgane des Hundes im Detail
                       
Eierstöcke / Ovarien (canines Ovar)

                        Eileiter (Oviduct) / Eileitertrichter

                        Gebärmutterhörner  / Gebärmutter (Uterus)

                        Gebärmutterhals / Cervix

                        Scheide / Vagina

                        Scheidenvorhof / Vestibül

                        Vulva (Wurft, Scham)

                        Kitzler / Klitoris

                        Die Verankerung des Rüden / das Hängen

            Geschlechtsreife, Menopause, Zyklus und sexuelle Aktivität

                        Geschlechtsreife

                        Die Wechseljahre der Hündin - Menopause

                        Der Sexualzyklus

                        Zyklus, sexuelle Aktivität und Willigkeit

                        Verändertes anatomisches Erscheinungsbild

                        Blutungen

                        Diagnose der fruchtbaren Phase

            Die Östrusphasen im Detail

                        Vorbrunst - Proöstrus

                        Brunst - Östrus - Hitze

                        Nachbrunst - Metöstrus - Rückbildung - Diöstrus

                        Ruhephase - Anöstrus

            Hormonelle Steuerung

            Wirkung der Sexualhormone auf Verhalten und Anatomie

                        Aktivierende Wirkung auf das Verhalten

                        Geschlechtsdifferenzierende Wirkung

                        Wichtige Abhängigkeiten der Hormone / hormonellen Steuerung von                                                   peripheren Faktoren

                        Antihormone

 

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Die Hündin

In den folgenden Kapiteln beschreibe ich die Sexualfunktionen der Hündin, ihre genitale Anatomie und ihre Sexualzyklen. Die wichtigste Funktion der Hündin, das ständige In-die-Welt-setzen von Welpen, werde ich hier gänzlich aussparen. Damit unterschlage ich ebenfalls alle Daten zu Gesäuge, Trächtigkeit, Geburt. Die zugehörige hormonelle Steuerung möchte ich nur tangieren. Das Wissen um die Diskontinuität der Sexualität der Hündin ist für die Masturbation nur in so fern relevant, als manche Hündinnen sexuelle Stimulation zunächst nur während der Läufigkeit zulassen, erst später, mit zunehmender Erfahrung im Umgang mit dem Menschen eine kontinuierliche Sexualität leben.

 

Die Hündin in aller Kürze

Zunächst möchte ich noch verständliche Worte wählen - das schlimme Fachchinesisch kommt im ausführlichen Teil. Arbeiten wir uns im Schnelldurchlauf von innen nach außen, von der Bauchhöhle der Hündin vor (besser: nach hinten) zu ihrem Hintern.

 

Die Hündin besitzt wie der Mensch zwei ovale Eierstöcke, einen auf der rechten, den anderen auf der linken Körperseite. Sie hängen unmittelbar hinter den Nieren am Dach der Bauchhöhle, bleiben lebenslang aktiv, erzeugen fruchtbare Eizellen und setzen diese für gewöhnlich zwei mal im Jahr frei. Diese Eier wandern durch die Eileiter zur Gebärmutter. Jeder der beiden Eileiter mündet in das zugehörige Gebärmutterhorn. Während der Trächtigkeit liegen die Föten in diesen Hörnern jeweils in einer Reihe. Beide Hörner vereinen sich zum röhrenförmigen Gebärmutterkörper. Mit diesem zusammen bilden sie den y-förmigen Uterus. Am Fuße dieses Y wird der Uterus im Gebärmutterhals vom Cervix zur Vagina hin verschlossen.

 

Die Vagina ist ein muskulöser Hohlkörper. Sie mündet, von einem starken Muskelring abgeschlossen, der der Verankerung des Rüden während der Paarung (Hängen) dient, ins Vestibül. Dieser Vorhof wird bereits als der Vulva zugehörig gerechnet.

 

Die Vulva wird von zwei vertikal verlaufenden Schamlippen umschlossen, die außerhalb des Östrus auf minimale Größe zurückgebildet werden. Optisch entsteht so ein senkrecht stehenden Schlitz mit einer Ausbuchtung am unteren Ende, in die eingebettet der Kitzler liegt. Oftmals durch eine zusätzliche vertikale Schwellung im oberen Bereich der Vulva zu einem T mit schmalem Querbalken entfremdet.

 

Die weiblichen Geschlechtsorgane des Hundes im Detail
Nochmals retour tief in die Bauchhöhle, die Sache detaillierter und sachlicher betrachtet. Im hässlichen Stenostil der Wissenschaft ...

 

Eierstöcke / Ovarien (canines Ovar)

1        Keimdrüsen der Hündin

2        Produktionsstätten der weiblichem Keimzellen (Eizellen)

3        Produktionsstätten der weiblichen Sexualhormone (Östrogene) und des Trächtigkeitshormons (Gelbkörperhormon, Progesteron)

 

Lage

1        abdominal (im Unterleib), etwa in Höhe des dritten und vierten Lendenwirbels

2        kaudal der Nieren

3        dorsal des Mastdarmes

4        eng assoziiert mit der seitlichen Bauchwand, auf beiden Bauchseiten

5        aufgehängt am Mesovarium, meist sehr kurzen, kräftigen, fächerartigen Bändern

6        das kraniale (in Richtung Kopf gelegene) Keimdrüsenband führt an den Nieren vorbei und verbindet jeden Eierstock mit dem Zwerchfell

7        kaudal verläuft das kurze Ligamentum ovarii proprium (weiteres Halteband des Eierstockes) zur jeweils zugehörigen Uterushornspitze

 

Form und Größe

1        länglich-ovale, leicht abgeplattete, gelegentlich kugelige Gestalt

2        je nach Zykluszustand eine glatte oder höckerige Oberfläche

3        sehr variable Größe

4        durchschnittliche Länge von 20 mm, eine Dicke von ca. 15 mm

5        deutlich kleiner als die Hoden eines Rüden vergleichbarer Größe

 

Anatomie und Aufbau

1        in einer Membranhülle liegend, die sie völlig umhüllt (Bursa ovarica),

2        der Hauptanteil der Bursa ovarica wird von der Mesosalpinx (sehr fetthaltige langgezogene Struktur; bildet zusammen mit dem Aufhängeapparat des Ovars die Bursa ovarica)

3        von Keimdrüsenepithel überzogen; hier finden sich heranwachsende Follikel in verschiedenen Entwicklungsstadien

4        darunter liegt eine weiße Bindegewebskapsel aus kollagenen Fasern und einigen Strängen (glatter) Muskulatur (Tunica albuginea); in diese Kapsel eingebettet sind Blutgefäße, Lymphgefäße, hauptsächlich marklose Nerven

5        die Tunica albuginea wird unterteilt in:

  - die periphere Zone (Cortex ovarii)

  - die zentrale Zone (Medulla ovarii)

 

Funktion

1        Bereitstellung der Eizellen

2        in den Eierstöcken wachsen flüssigkeitsgefüllte Bläschen heran

3        diese Follikulogenese vollzieht sich in der Rindenschicht der Eierstöcke

4        die Oozyten, von einer variierenden Anzahl epithelialer Zellen umgeben, bilden zusammen mit diesen die verschiedenen Stadien der Follikel

5        die Eizellen (Oozyten) kommen in diesen Follikel zur Reife, werden ernährt, bis sie zur Weiterleitung in den Eileiter bereit sind

6        der Follikel hat zweierlei Funktion:

  - er produziert Östrogene und andere Hormone

  - er stellt Ernährung und Freisetzung der Eizelle sicher

7        nach der Ovulation entsteht aus der wachsenden Follikelwand der Progesteron-produzierende Gelbkörper (Corpus luteum),

 

Der weitere Weg der Eizelle

Die Follikel platzen und geben die reifen Eizellen frei. Diese treffen im Eileiter auf die Spermien des Rüden, werden dort befruchtet und wandern in die Gebärmutter hinab, wo sie an die Gebärmutterwände geheftet zu wachsen beginnen.

 

Das befruchtete Ei, das aus der Vereinigung einer Eizelle mit einem Spermium entstanden ist, gelangt erst nach zwei Wochen in die Gebärmutterwand. In dieser Zeit kann man die Trächtigkeit noch unterbrechen.
(Weitere Details finden sich bei den Östrusphasen beschrieben)

 

Eileiter (Oviduct) / Eileitertrichter

1         auch als "Fallopian  tube", "Tuba uterina" und "Salpinx"  bezeichnet

 

Größe und Form

1        Länge 6 bis 10 cm

2        Durchmesser Anöstrus rund 1 mm

3        Durchmesser im Proöstrus (Maximum der Dicke) rund 3 mm

 

Aufbau und Lage

1        Richtung Bauchhöhle beginnt der Eileiter mit einem mit Fimbrien (Fortsätze, "Fransen") bestückten, trichterförmigen  Infundibulum (dem Eileitertrichter), der für das Auffangen der Eizellen während der Ovulationsphase zuständig ist

2        gefolgt vom "Ampullenteil" (Ostium abdominale tubae); hier werden die Eizellen befruchtet

3        das letzte (kaudale) Drittel des Eileiters (Isthmus) bleibt im Gegensatz zu anderen Säugern wie der gesamte Eileiter von konstantem Durchmesser

4        das Oviduct verläuft in der Mesosalpinx

5        schlängelt sich annähernd kreisförmig um das Ovar

6        die Eileiterwand bestehend aus drei Lagen

7        erst der Isthmusteil hält sich Richtung Gebärmutterhorn und mündet in dieses über eine Papille (Ostium uterinum tubae = "Eingang in das Gebärmutterhorn") im Winkel von rund 120 Grad

8        diese Papille ist ein eiförmiges zu drei Vierteln im Uterushorn liegendes, etwa 3 x 2 mm großes Gebilde mit einer rund 1 mm großen Öffnung

 

Funktionen

1        Aufnahme der Eizellen

2        Transport Richtung Gebärmutterhorn mittels kleiner Wimpern im Inneren (Fimbrien)

3        Erhalt der Befruchtungsfähigkeit von Eizelle und Spermie durch entsprechende Sekretion

4        Spermienspeicher; bislang wurde diese Funktion den Uterindrüsen zugeschrieben; neuerdings gilt als bewiesen, dass die Spermien im Eileiteroberflächenepithel gespeichert werden und dort länger als zwei Tage motil bleiben

 

Gebärmutterhörner  / Gebärmutter (Uterus)

 

Lage

1        Der Gebärmutterkörper liegt im unteren Teil der Bauchhöhle und ist über die schräg dorsal zu den Nieren verlaufenden, nahezu gestreckten Gebärmutterhörner schließlich über die Eileiter mit den Eierstöcken verbunden

 

Größe

1        die dünnen Zylinder der Gebärmutterhörner besitzen im Anöstrus einen Durchmesser von rund 1-3 mm

2        während des Pro- / Östrus verdoppelt bis verdreifacht sich dieser auf 4-8 mm

3        in der Tragezeit vervielfacht sich der Durchmesser auf 50-100 mm

4        jedes Horn ist rund 5 mal so lang wie der Uteruskörper (Beispiel: Körper zu Hörner 2-3 cm zu 12 - 15 cm)

 

Aufbau

1        jede (Gebärmutter-)Tube - zwei bleistiftartige Hörner mit konstantem Durchmesser auf ihrer gesamten Länge - mündet in ein Gebärmutterhorn; beide Hörner vereinen sich zum Gebärmutterkörper.

2        der Gebärmutterkörper ist ein röhrenförmiges, muskulöses Hohlorgan mit recht konstantem Querschnitt und einem vergleichsweise kurzen Körper

3        Hörner und Gebärmutterkörper machen zusammen die eigentliche Gebärmutter (Uterus) in ihrer y-förmigen Gesamtstruktur aus

 

Funktion

1        die Ovulation tritt nach dem ersten Drittel der Hitze (dem 2. oder 3. Tag des Östrus) ein. Die von einer Hülle umgebene Eizelle wird in die Gebärmuttertube verfrachtet, wo die Befruchtung durch ein Spermium stattfindet. Bei einer Trächtigkeit entwickeln sich die Welpen gleichmäßig aufgereiht, wie Perlen an einer Kette, in beiden Hörnern.

2        Sperma wird während des Hängens mit Hilfe der wellenförmig arbeitenden Vaginalmuskulatur durch den Cervix in den Uterus verbracht, dort (nach alter Auffassung; vgl. "Funktion des Oviduktes") mit einer Überlebenszeit von bis zu 200 Stunden eingelagert.

3        ist gleichzeitig auch Bildungsstätte für Hormone, die den Abbau der Gelbkörper in den Eierstöcken bewerkstelligen.

 

Gebärmutterhals / Cervix

Das kaudale Ende der Gebärmutter nennt man Cervix / Cervikalkanal (Gebärmutterhals).

 

Lage und Aufbau

1        der Zervikalkanal verläuft kraniodorsal und verbindet die Vagina mit dem Uterus

2        die Öffnung des Zervikalkanals in Richtung der Gebärmutterhörner ist nach dorsal orientiert.

3        die Öffnung zur Vagina befindet sich nach des Vagina-Bodens (ventral).

4        der Cervix ist ein rosettenförmiger Eingang vom Uterus in die Vagina, der beinahe ständig verschlossen ist

5        die genaue Lage des Muttermundes variiert durch die zyklisch wechselnde Ödematisierung des gesamten Reproduktionstraktes sehr stark

 

Funktion

1        der Cervix öffnet sich nur während des Östrus zu Aufnahme des Spermas und während der Geburt zum Auslassen der Welpen

2        er soll das Eindringen von Keimen in den Uterus verhindern

 

An diesem kranialen Ende der Vagina muss während des Hängens ein mechanisches Geschehen stattfinden, das äußerst stimulierend auf den Rüden wirkt. Da die Stimulation des Eichelkitzlers des Rüden diesen deutlich sichtbar erregt, die Ejakulationsfrequenz und die Ejakulatsmenge um ein Vielfaches erhöht, ebenso wie sie die Hängzeit enorm ausweitet. Ein manuell stimulierter Rüde, dem eine vergleichbare Reizung des Eichelkitzlers vorenthalten wird, bricht nach 1-2 Minuten die Ejakulation, nach wenigen weiteren Minuten das Hängen an sich ab. Wohingegen selbes Tier bei korrekter Stimulation über 20 Minuten des Hängens hinweg Substanz ejakuliert. Offenbar setzt an dieser Stelle die Hündin eine Muskulatur, die ich weder als vorhanden noch in ihrer Funktion beschrieben fand, gezielt zur Stimulation des Rüden ein.

 

Simuliert man eine die gesamte Eichel umschließende künstliche Vagina, wohltemperiert und mit allen Schikanen versehen, reichen die Zug und Druckänderungen, die durch die Bewegungen des hängenden Rüden entstehen und letztlich sicher auch auf den irgendwo anstoßenden Eichelkitzler wirken, beileibe nicht aus, dieses in der Hündin offenbar aktiv stattfindende Reizgeschehen zu erreichen. Ebenso wenig ist dazu eine simulierte Pulsation des Vaginalkanals (die Transportbewegungen zum Spermientransport Richtung Cervix) ausreichend, die ich ebenfalls mechanisch simulierte. Hinzu kommen muss immer und bei jedem Rüden diese zusätzliche direkte mechanische Reizung des Eichelkitzlers durch Reibung oder pulsierend wechselnden Druck.

 

Scheide / Vagina

 

Aufbau

1        ein recht langes, zylinderförmiges Hohlorgan, dessen Querschnitt sich im letzten Viertel, kranial, verengt

2        die Vagina von Hündinnen ist im wesentlichen wie beim Menschen aufgebaut

3        sie ist jedoch deutlich muskulöser

4        verfügt kaudal über zwei dorsal-ventral ("vom Rücken zum Bauch") verlaufende muskulöse Ligamente

5        die Fornix vaginae (hinteres Scheidengewölbe) bildet zum Uterus hin den kranialen Abschluss der Vagina; dort verjüngt sie sich zu einen schlitzartigen mancherorts als "mit halbmondförmigen Querschnitt" beschriebenen Raum, in den der rosettenförmige Cervix mündet

6        bei jungen Hündinnen kann sie noch sehr eng sein, was ein Eindringen zunächst verhindern, eine Paarung unmöglich machen kann; erst nach ausreichender Dehnung (aufgrund mehrerer Fehlversuche durch den Rüden oder aktives Einschreiten des Menschen) mag der Paarungsvorgang möglich sein (selten)

7        die Schleimhäute der Vagina schwellen im Östrus teils so stark ein, dass sie ein Eindringen ebenfalls erheblich erschweren können

8        eine Sicherung, die ungewolltes Penetrieren durch einen aufsässigen Rüden verhindert, stellt ein Knick nach dorsal im kaudalen Ende der Vagina vor der Grenze zum Vestibül dar; die willige Hündin zieht als optisches Signal und um dem Rüden das Eindringen zu ermöglichen die Vulva im Vorfeld der Paarung und unmittelbar während der Friktionsbewegungen des Rüden etwas nach oben. Mancher erfahrene Deckrüde eignet sich jedoch rasch Techniken an, mit denen er diese störende Barriere ohne Mithilfe der Hündin - nötigenfalls gegen deren Willen - selbstständig umgehen kann ...

9        die Hündin besitzt zwei (mit dem After insgesamt drei) Ausscheidungsöffnungen. Eine zur Ausscheidung von Urin, sowie eine weitere zur Aufnahme und Ausscheidung der Sexualprodukte. Im Unterschied zum Menschen mündet die Urethra (Harnröhre) jedoch von ventral kommend in den letzten Abschnitt der Vagina am Muskelring zwischen Vagina und Vestibül. Weshalb die Hündin nicht über wirklich getrennte Ausgänge, sondern letztlich nur über eine gemeinsame Harn- und Geschlechtsöffnung verfügt.

 

Größe

1        variiert erheblich und korreliert nicht verlässlich mit der Körpergröße

2        bei 10kg-Hündin: Vulva bis Cervix 10-14 cm, bei Bernhardiner und Neufundländer 29 cm

3        die oftmals in der Literatur als Durchschnittswert angegebenen 14 cm müssen als Minimalmaß kleinster Rassen betrachtet werden, da schon ein Westi- oder ein Dackelpenis von der Spitze bis einschließlich des Knotens 110 bis 145 mm misst.

4        dass selbst die Verpaarung einer Dackelhündin mit einem Schäferrüden, der eine Länge von 210 bis 250 mm einführt, einen Knoten in die Vagina einlagert, der die Größe eines abgeflachten Tennisballes besitzt, verletzungsfrei möglich ist, zeugt von der extremen Dehnbarkeit der Vagina

5        aufgrund der großen Länge der Vagina macht die so genannte "Orgastische Manschette" nicht das kaudale Drittel, wie beim Menschen, sondern bestenfalls ein Zehntel der Gesamtlänge aus

  

Funktion

1        die Vagina ist Kopulationsorgan sowie Geburtskanal

2        das Sperma wird durch die wellenförmig arbeitende Vaginalmuskulatur Richtung Cervix transportiert, durch diesen hindurch in den Uterus verbracht (Weshalb die manuelle Stimulation, die diese Transportfunktion auslöst, bei der künstlichen Besamung funktionell zum Zuchterfolg beitragen kann)

 

Scheidenvorhof / Vestibül

1        die Vagina wird zum Vestibül hin durch einen Muskelring abgegrenzt, dessen Kontraktionen sich nach der Penetration durch den Rüden, während des Aufbaues seiner Erektion von einem tastenden Greifen zu einem mehr oder minder stark pulsierenden Umfassen und damit Fixieren des Rüden wandeln

2        Zwischenbereich zwischen Vagina und Vulva; wird zur Vulva gerechnet

 

Vulva (Wurft, Scham)

 

Aufbau

1        die Vagina hat in der Vulva ihren Ausgang

2        die Vulva wird von zwei Schamlippen umschlossen (vier Stück sind eine Ausnahmeregelung für den Menschen und ein paar andere Affen)

3        sie zeigt sich als vertikaler (dorsal-ventral verlaufender) Schlitz, deren unterster, spitz geformter Punkt ("Tropfenform") leicht erhaben hervortritt

4        während der Läufigkeit besteht die sichtbare Vulva aus wulstigen, im Östrus weicheren Lippen, die zusammen eine T-förmige Öffnung mit schmalem Querbalken (dorsal), bilden

5        oft stark (schwarz) pigmentiert, haarlos und nur mit unscheinbarem, weichem Fellflaum besetzt

 

Größe

1        die Vulva einer Hündin von Schäferhundgrösse lässt sich im Östrus auf einen Öffnungs-Durchmesser von rund 40 mm dehnen

2        da die Verbindung unter Hunden nahezu erektionsfrei aufgebaut wird, ist die Vulva nicht in der Lage, einen erigierten Penisknoten (manchmal nicht einmal eine voll erigierte Glans penis) passieren zu lassen. Als Voraussetzung zur verletzungsfreien, geschlechtlichen Verbindung etwa unter zwei dt. Schäferhunden muss die Geschlechtsöffnung der Hündin nur in der Lage sein, einen Körper mit einem Durchmesser von rund 15 mm passieren zu lassen, obwohl die erigierte Eichel des selbigen Rüden im Endzustand einen Durchmesser von 4 cm misst

 

Abb. xx Schematisches Abbild der Vulva im Östrus

 

Die erektile Funktion

1        die Schwellkissen beider Schamlippen werden aufgrund der hormonellen Veränderungen während des Proöstrus und den anschließenden Östrusphasen stark ödematisiert. Ist die Vulva im Metöstrus und Anöstrus bei vielen Hündinnen auf eine sichtbare Größe reduziert und ähnlich beschaffen wie die Vorhautöffnung des zugehörigen Rüden, so schwillt sie im Proöstrus zu einer Länge von einigen Zentimetern auf und hebt sich als mehrere Millimeter hohes Relief ab. So stellt eine sichtbare Vulva schon rein optisch eine unzweideutige Einladung an den Rüden da.

2        hinzu kommt eine hämodynamische erektile Funktion über zwei Schwellkissen im Vestibül, die punktuell im Paarungsgeschehen eingesetzt wird, weshalb die Vulva im unmittelbaren Umfeld des Geschlechtsaktes nochmals zusätzlich aufschwillt

3        dennoch bleiben die Labien besonders im Östrus weich und biegsam

4        erhält sich beim kastrierten Rüden die erektile Funktion nahezu uneingeschränkt, geht sie der Hündin - meinen Beobachtungen nach - an den Schamlippen wie auch am Kitzler nach der Kastration rasch völlig verloren. Ebenso fiel die hämodynamische Funktion selbst der von mir erfolgreich bis zum Orgasmus stimulierten, anöstrischen Hündinnen sehr gering aus

 

Kitzler / Klitoris

1        befindet sich hinter der unteren, spitz hervortretenden Ausbuchtung der Vulva, in die Kitzlergrube eingebettet

2        besteht hauptsächlich aus Fettgewebe und enthält nur wenig, aber voll funktionsfähiges, erektiles Gewebe

3        kann sich zu einer überraschenden Festigkeit verhärten

4        die Größe im erigierten Zustand reicht von Pfefferkorngröße (kleine Rassen) bis hin zu Haselnussgröße (große Rassen); Vergleich zu anderen Hundeartigen: Der erigierte Kitzler etwa der Hyänen, übertrifft in seinen Abmessungen das zugehörige männliche Geschlechtsorgan

5        neben den Schamlippen die wohl erogenste Zone der Hündin

 

Abb. xx Der Genitalapparat der Hündin in schematischer Übersicht

 

Die Verankerung des Rüden / das Hängen

Zur Verankerung des Rüden zum Zwecke des Hängens verfügt die Hündin an der Grenze zwischen Vagina und Vestibül über eine kräftige Schließmuskulatur, mit der sie den Penis des eingedrungenen Rüden hinter dessen Bulbus glandis am einzigen erektionsfreien Teil dessen Glans penis eng umfasst und in kompletter Länge, inklusive Knoten, in ihrer Vagina verankert. Die erigierten Schwellkissen des Vestibüls sorgen für zusätzliche Fixierung. Zusammen mit der enormen Größe des Knotens und des vergleichbar engen Durchmessers der Vulva sind dadurch Hündin wie Rüde während des Hängens untrennbar miteinander verbunden.

 

Meist stößt man auf kein starres Verkrampfen, sondern auf ein pulsierendes Umklammern der Harnröhre des Rüden, das im Rhythmus mit dessen Ejakulationspulsieren vergleichbar, jedoch nicht mit diesem synchronisiert ist. Dass dieses Pulsieren kein Sonderfall einzelner Hündinnen ist, beweist schon die Tatsache, dass man den Rüden manuell indem man von statischem Umfassen der Harnröhre hinter dem Konten zu einem im Druck pulsierenden Griff übergeht, stark stimulieren kann. Eine erlöschende Erektion wird sich nochmals festigen. Es wird wieder Substanz ejakuliert, wenn der Rüde schon auf trockene Pulsation umgeschaltet hatte. Wenigstens die trockene Pulsation reaktiviert sich, sofern jede Aktivität erloschen war. Offenbar dient das Pulsieren der Verankerung unter Hunden der Stimulation.

 

Der Mensch kennt diese Haltefunktion in rudimentärer Ausprägung ebenfalls. Durch zunehmende Blutfülle, ebenso wie durch muskuläre Unterstützung in Erregungs- und Plateauphase des Aktes verengt sich das äußere Drittel der Vagina, die orgastische Manschette. Beim Menschen dient dies weniger der Verankerung als der Steigerung der Stimulation für den penetrierenden Mann.

 

Geschlechtsreife, Menopause, Zyklus und sexuelle Aktivität

 

Geschlechtsreife

Die  Hündin  wird  im  Alter  von  6  bis  24  Monaten  geschlechtsreif. Große Hündinnen kommen zwischen dem 18. und 24. Monat erstmalig in die die Hitze. Hündinnen kleiner Rassen schon im Alter von sechs Monaten. Die Angaben in der Literatur gehen teils hinab bis in ein Alter von vier Monaten.

 

Eine mir bekannte mittelgroße Mischlingshündin wurde im Alter von 6 Monaten erfolgreich gedeckt, war mit 8 Monaten Mutter von sechs Welpen - und überlebte sogar die Geburt ihres Nachwuchses. Was teils vehemente Bekundungen einzelner Fachleute, keine Hündin könne in diesem Alter erfolgreich gebären widerlegt.

 

Die erste Läufigkeit der Hündin wird als Kriterium für ihre Geschlechtsreife hergenommen, als entscheidend für den genauen Zeitpunkt das Erreichen des endgültigen (adulten) Körpergewichtes.

 

Die Wechseljahre der Hündin - Menopause

Hündinnen kennen keine Menopause. Ab dem Alter von fünf bis sieben Jahren wird die Anöstrusphase länger, der Zyklus kommt vielleicht etwas aus dem Takt, verliert seine Regelmäßigkeit, reduziert sich möglicherweise auf eine Östrusphase pro Jahr. Die Fruchtbarkeit lässt etwas nach, verschwindet aber bei gesunden Tieren niemals ganz.

 

Oft sind die Anzeichen der Läufigkeit einer Hündin jenseits dieser Altersgrenze nicht mehr ganz so deutlich ausgeprägt wie in jungen Jahren.

 

Der Sexualzyklus

Die Hündin durchlebt im allgemeinen jedes Jahr zwei fruchtbare Phasen, getrennt durch einen zwei bis zehnmonatigen Anöstrus. Die Funktion ihrer Eierstöcke nennt man deshalb auch "diskontinuierlich".

 

Jeder sexuell aktiven Phase mit nur einer Ovulation folgt ein gewisser Zeitraum der sexuellen Ruhe, weshalb die Hündin als monöstrisch, gelegentlich auch diöstrisch bezeichnet wird. Die Zyklusdauer divergiert rassespezifisch, ebenso wie teils ganz individuell erheblich, ist jedoch beim Einzeltier relativ konstant.

 

Besondere Rhythmik: Manche Hündinnen durchlaufen einmal im Jahr zunächst einen kaum, danach einen voll ausgeprägten Sexualzyklus.

 

Wölfinnen erleben im Gegensatz zur Hündin nur eine einzige fruchtbare Phase pro Jahr, mit dem Beginn steigender Tageslänge (21. Dezember). Einige sehr naturnah erhalten gebliebene Hunderassen leben noch in diesem "Naturzustand". Diese ursprünglichen Hunde, "primitive Hunde" genannt (etwa Dingo oder Basenji), durchlaufen heute noch nur einen Fortpflanzungszyklus pro Jahr.

 

Der Sexualzyklus einer Hündin wird über die Hypophysenhormone der Hirnanhangdrüse gesteuert. Zoologen vermuten verschiedenste Wechselwirkungen zwischen Umwelteinflüssen und der Freigabefunktion dieser Hormone. Weshalb der Zyklus etwa beeinflusst wird vom

 

1        Alter der Hündin

2        Klima (sofern der Hund viel Natur hautnah erleben kann)

3        Ernährung

4        allgemeinen Gesundheitszustand

5        Zyklus anderer Hündinnen; werden mehrere Tiere gehalten, synchronisieren sie sich gegenseitig, meist auf das dominante Tier

 

Beim heutigen Haushund stößt man auf keine oder nur noch geringe saisonale Assoziation (asaisonaler Zyklus).

 

Der Sexualzyklus kann heute künstlich durch Gabe von Progestogenen verzögert, verschoben, sowie in allen einzelnen Komponenten gestaucht werden - so man dies als Halter wünscht. Ist absehbar, dass die nächste Hitze genau mit der langen Geschäftsreise oder dem Termin bei der Zuchtausstellung eintritt, kann der Tierarzt einzelne Hitzen unterdrücken oder verschieben.

 

Der Sexualzyklus wird unterteilt in Proöstrus  (Follikelanbildung),  Östrus  (Ovulation  und  Gelbkörperanbildung), Metöstrus (Lutealphase) und Anöstrus (Ruhephase).

 

Zyklus, sexuelle Aktivität und Willigkeit

Die Hündin steht - unbeeinflusst durch den Menschen - sexuellen Interaktionen außerhalb der Läufigkeit reserviert bis ablehnend gegenüber. Sie ist biologisch nicht empfängnisbereit und durch die Rückbildung und damit einhergehende Verengung der Vulva vom Rüden kaum penetrierbar. Hier entpuppen sich Hunde als Energiesparer: Wer nicht effektiv kopulieren kann, braucht sich selbst und seinem Sozialpartner nicht mit völlig unnötigem Sex die (in der Natur meist bitter benötigten) Energien rauben.

 

Außerhalb der Läufigkeit setzt die Hündin sexuelle Handlungen nur zur Kommunikation mit dem Partner oder gegenüber Dritten, als soziale Interaktion ohne sexuelle Absicht ein. Ein Aufreiten dient dem Ausdruck von "wir gehören zusammen". Zeigt aber auch Umstehenden, dass diese beiden Individuen sich als zusammengehörig betrachten, also gar nicht versuchen brauchen, sich in die Beziehung einzumischen.

 

Beinahe jede Hündin genießt aber sexuelle Stimulation durch den erfahrenen Menschen unter Berücksichtigung ihrer körperlichen Veränderungen - genau wie der Rüde - den ganzen Jahreslauf hindurch kontinuierlich. Ein letztlich von Seiten der Hündin eingefordertes Sexualleben, das sie teils körperlich mit Erektion außerhalb ihres von der Natur dazu vorgesehenen Zeitfensters beantwortet, ebenso wie mit einem sexuellen Höhepunkt. Kaum mehr zu unterscheiden von ihren körperlichen Fähigkeiten, ihrer Willigkeit, ja Forderung nach sexuellen Handlungen in der heißesten Östrusphase (vgl. Kapitel "Durchbrechen zyklischer Beschränkungen").

 

Darf ich dies als Hinweis sehen, dass Hündinnen genau wie ihre männlichen Partner sich am liebsten allein zur Lustbefriedigung das ganze Jahr über paaren würden, wenn sie nur organisch dazu in der Lage wären? In jedem Falle ist es aber ein Hinweis darauf, dass das Tier hauptsächlich an körperlicher Lustbefriedigung und nicht an fruchtbarem Verkehr, Nachwuchs und damit Arterhaltung interessiert ist. Und deshalb auch von artfremden Wesen aufgezeigte oder bereitete Möglichkeiten zur sexuellen Entfaltung nutzt. Dies gilt ebenso für das später zu beschreibende Sexualleben der Kastraten, die „streng naturorientiert” nach ihrem Verschnitt jede Form von Sexualität hätten aufgeben müssen. Die teils aber nachweislich nicht nur einfach dort weitermachen, wo ihre Sexualität vormals endete (da sie etwa ohne vorhergehende sexuellen Erfahrungen und Erlebnissen frühkastriert wurden), sondern danach sexuelle Aktivitäten starten.

 

Bemerkenswert in diesem Zusammenhang ist ein mir geschilderter Fall, in dem der Halter - zugegebenermaßen aus sexuellem Eigeninteresse - die Vulva der Hündin außerhalb der Läufigkeit vorsichtig so weit gedehnt hatte, dass Verkehr schließlich zu jedem Zeitpunkt möglich war. Kaum hatte jedoch die Hündin diese ihre neuen Möglichkeiten erkannt, so der frustrierte Halter, begann sie, sehr zum Ärger selbigen, vor jedem Rüden zu stehen und ihn ebenfalls außerhalb des Östrus penetrierend zu dulden.

 

Ich habe mich von diesem Sachverhalt bei einem Treffen mit eigenen Augen überzeugen können. Diese Schäferhund-Mischlings-Hündin vollzog die Paarung außerhalb des Östrus mit einem ihr definitiv unbekannten Rüden, mit allem zugehörigen Vorspiel, mit allen Komponenten im Akt selbst. Interessant war ebenfalls das Verhalten des (recht perplexen) Rüden, der offenbar - aufgrund etwa der fehlenden Geruchskulisse, der fehlenden optischen Einladung zu sexuellen Aktionen über die stark vergrößerte Vulva - sehr verunsichert und sich unschlüssig war, wie weit er gehen könne, wozu er die Erlaubnis der Hündin erhalten würde. Erst das schon als offensiv zu bezeichnende Vorspielverhalten der Hündin - ständiges Nachführen ihres Hinterteiles mit abgehobenem Schwanz bis unter die Nase des Rüden, permanentes Hochziehen der Vulva - animierte ihn schließlich zum Aufreiten, zu erfolgreichen Friktionsbewegungen und schließlich zum Hängen.

 

Diese Begebenheit zeigt für die Verpaarung unter Hunden ganz nebenbei

- dass der Rüde

1        zum erfolgreichen Penetrieren der Hündin nicht auf die Vergrößerung der Vulva angewiesen ist

2        auch bei der natürlichen Verpaarung auf nahezu alle üblichen Stimulantien des Partners (Geruch, Blutung, optischer Reiz der ödematisierten Vulva) verzichten kann

3        die Penetration ohne jegliche das Gleiten unterstützende Substanzen der Hündin bewerkstelligen kann

 

- dass die Hündin

1        die den Rüden fixierende Vaginalmuskulatur außerhalb des Östrus voll funktionsfähig bedienen kann

2        der funktionelle Zugriff auf alle die Vulva bewegende Muskulatur im Anöstrus nicht verwehrt ist

3        trotz Ausbleiben der anatomischen Veränderungen ständig alle Verhaltenskomponenten ihres Sexualverhaltens kontinuierlich greifbar hat und diese einzusetzen vermag

 

Ich darf an diesem einen beobachteten Fall keine Regel festmachen. Darf aber alle Aussagen, die körperlichen wie hormonellen Veränderungen seien Voraussetzung zu sexueller Aktivität der Hündin als widerlegt betrachten. All diese Funktionen bleiben ebenfalls der kastrierten Hündin erhalten, lediglich ihre Antriebigkeit wird nochmals stark gemindert. Weshalb ich auch bei der Hündin dem hormonellen Geschehen in Hinsicht auf die Fähigkeit, Sexualität erfolgreich und befriedigend auszuleben - genau wie beim Rüden - einen nachrangigen Stellenwert zuordnen darf. Wenn bei der Hündin neben der stärker geminderten Triebigkeit zusätzlich rein körperliche Einschränkungen (Ausbleiben der Ödematisierung, auf lange Sicht eine Verengung von Vulva und Vagina) hinzukommen.

 

Keinesfalls darf davon ausgegangen werden - nicht nur aufgrund dieses Beispiels hier, sondern anhand zahlreicher eigener wie fremder Erfahrungen - , dass der Anöstrus der Hündin ethologisch mit einer überdimensionierten Refraktärphase gleichzusetzen ist. Anöstrus ist nicht gleich Unwilligkeit zu sexuellen Aktionen. Die Hündin hat nicht von der Natur den Auftrag in die Wiege gelegt bekommen, in der Anöstrusphase sexuell inaktiv sein zu müssen, ihre Sexualität nicht genießen zu dürfen oder ethologisch nicht zu können. Sie hat nur ebenfalls keine Anleitung mit auf den Weg bekommen, wie sie trotz ihres hinderlichen körperlichen Zustandes im Anöstrus dennoch sexuell aktiv werden könnte.

 

Da der rein äußerlich stimulierte Orgasmus im Anöstrus keine Unmöglichkeit darstellt, Sexualität nach Erkennen ihrer Möglichkeiten von der Hündin kontinuierlich eingefordert wird (selbst kastrierte Hündinnen fordern teils noch aktiv zwei mal die Woche Sex ein), drängt sich gar der Verdacht auf, dass die Hündin zur Fähigkeit zum Sex im gesamten Jahreslauf vorgesehen war.

 

Wann die Hündin eine Stimulation, ein Penetrieren gar zulässt und wann sie es abwehrt, lässt sich demnach nicht zwingend, sondern nur tendenziell über die Östrusphasen definieren. Es hängt nicht nur von der gezielten Herstellung der körperlichen Fähigkeit durch den Menschen, sondern ebenso sehr stark vom Vertrauensverhältnis zu ihrem menschlichen Sexualpartner ab. Die fruchtbare Phase, die körperlichen wie hormonellen Umstellungen sind bei der Hündin (ebenso wie beim Rüden oder dem Menschen) nicht Voraussetzung, sexuelle Aktionen als positiv, befreiend und befriedigend empfinden zu können. Lediglich die Bereitschaft solche Aktionen zuzulassen, sie gar selbst zu starten und von einem potentiellen Partner einzufordern ist verglichen mit dem Verhalten im Östrus stark gemindert. Bei diesen Aussage beziehe ich mich auf die reale Willigkeit der Hündin mit aktiver Bereitschaft bei der Sache zu sein. Nicht auf direkte, reflexartige, körperliche Reaktionen, wie man sie etwa mittels direkter Stimulation des Kitzlers, ohne sonderlich ausgeprägte Bereitschaft der Hündin, gar gegen deren Willen, auslösen kann.

 

Verändertes anatomisches Erscheinungsbild

Verbleibt der Rüde ganzjährig unverändert, so treten bei der Hündin neben gravierenden hormonellen Umstellungen ebenfalls ganz augenfällige anatomische Veränderungen an den Genitalien auf.

 

Die Vulva im Metöstrus und Anöstrus ist bei vielen Hündinnen auf eine sichtbare Größe reduziert und ähnlich beschaffen wie die Öffnung des Präputiums eines vergleichbar großen Rüden.

 

Während der Läufigkeit lockert sich die Vulva und schwillt deutlich sichtbar zu einem weichen wulstigen Gebilde der mehrfachen Größe auf. So stellt eine sichtbare Vulva schon rein optisch eine unzweideutige Einladung an den Rüden da.

 

Im Proöstrus schwellen die Labien zu einer Länge von einigen Zentimetern an. Die Vulva hebt sich als mehrere Millimeter hohes Relief vom ebenfalls stark ödematisierten Perinalgewebe ab. Dieses zeigt sich in einer hügelförmigen, teils enorm stark ausgeprägten Schwellung, die der Vulva unterlegt ist.

 

In den ersten Tagen des Proöstrus ist diese Schwellung vergleichsweise stärker ausgeprägt und hart. Wohingegen im Östrus ein Abschwellen und Nachlassen der Verhärtung festzustellen ist. Die Vulva wird einladend weich und geschmeidig.

 

In der konkreten Erscheinung stößt man auf eine ähnlich breite Varianz, die lediglich einem gewissen Grundmuster gehorcht, wie man sie beim Penis des Rüden vorfindet. Die Grundstrukturen sind vorgegeben - die Details und Proportionen von Tier zu Tier unterschiedlich, teils bis ins Unkenntliche verzerrt.

 

Die Schleimhäute in der Vagina schwellen im Östrus teils so stark ein, dass sie ein Eindringen erschweren.

 

Details, sowie einige nicht sichtbare, innere Veränderungen finden sich weiter unten, bei der Beschreibung der einzelnen Östrusphasen.

 

Blutungen

Östrogene sind verantwortlich für die Blutung aus der Gebärmutter, Verdickung der Scheidenschleimhaut, Schwellung der Schamlippen und der Produktion von Läufigkeitsduftstoffen. Im Proöstrus schwillt die Gebärmutterschleimhaut (Endometrium) durch zusätzliche Blutzufuhr stark an, was kleine Gefäße zum platzen bringt - daraus resultiert der (zunächst dunkelrote) blutige Ausfluss.

 

Im Östrus nimmt durch den Progesteroneinfluß die Schwellung der Genitalschleimhaut ab, die Blutgefäße der Gebärmutter werden abgedichtet, der Ausfluss wird weniger.

 

Abb. xx Zyklus, Blutung und Ovulation der Hündin

 

Die Blutung der Hündin tritt also vor der Ovulation auf. Sie darf deshalb nicht der Menstruation der Frau gleichgesetzt werden. Weshalb man ebenso nicht vorschnell von den menschlichen Verhältnissen ausgehend anhand dieser Blutung auf die aktuelle Fertilität der Hündin schließen darf, indem man einfach analogisiert. Blutet die Frau, ist alles vorbei. Blutet die Hündin, fängt alles erst an. Eine Aussage, die bei zyklischen Begebenheiten zur Standpunktfrage wird, sich aber als einfachste Grundregel wagen lässt.

 

Diagnose der fruchtbaren Phase

Die Ermittlung der fruchtbaren Phase / des optimalen Besamungszeitpunktes der Hündin kann erfolgen über

 

1        das Einsetzen der Duldung des Rüden

2        während des Proöstrus kommt es unter Östrogeneinfluss zu starker Ödematisierung von Vulva und Perinalgewebe, während des LH-Gipfels (etwa der Beginn der fertilen Phase) sinkt die Konzentration zirkulierenden Östrogens, die Vulva wird elastische; dies kann man durch Messung mit der fertilen Phase verbinden

3        Beobachtung des Scheidenausflusses und Hochrechnung anhand der bekannten Daten und Zusammenhänge

4        die Bestimmung des LH-Gipfels im Blutplasma

5         über Absonderungen der Vaginalschleimhaut (Vaginalzytologie): Scheidenabstrich und Analyse der vorkommenden Zellen in Art und Anzahl

6        sonographische Untersuchung der Ovarien (nur sehr bedingt sinnvoll) ,

7        über Endoskopie; Analyse des Erscheinungsbildes der Vaginalmukosa

 

Die Bestimmung der fertilen Phase der Hündin - eine wichtige Frage für den Züchter, der mit geringstem Aufwand sicherste Ergebnisse anstrebt - ist für die manuelle Stimulation zwecks Erzielung von sexueller Ausgeglichenheit und resultierender Wesensänderungen jedoch nur eine unwichtige Übung.

 

Die anatomischen Veränderungen und zugehörigen Zeitabläufe behandeln die Kapitel über die Östrusphasen weiter unten. Chemie und Mikrobiologie, habe ich betont, lasse ich in diesem Manuskript beiseite. Auf den letzten Punkt möchte ich etwas detaillierter eingehen.

 

Faltung der Vaginalmukosa

Charakteristische Veränderung der vaginalen Mukosa im zeitlichen Verlauf ausgehend vom Beginn des Proöstrus:

 

1        Ödematös

2        Schrumpfung ohne Winkelbildung

3        Schrumpfung mit Winkelbildung

4        Rückgang der Schrumpfung / Beginn des Metöstrus

 

Der Beginn der fertilen Periode fällt mit dem Beginn der Mukosaschrumpfung zusammen. Die maximale Winkelbildung ist die augenfälligste Veränderung. Sie ist gut diagnostizierbar und kann praktisch als Indikator des Fertilisationsgipfels herangezogen werden.

 

Details

Zu Beginn des Proöstrus findet man unter dem Einfluss von Östrogen die Falten der Mukosa stark vergrößert vor, ödematös, hell rosafarben. Die zunehmend verdickende Mukosa verhindert zusehens den Blick auf die darunter liegenden Blutgefäße, weshalb sie ab einem gewissen Zeitpunkt einheitlich-heller erscheint. Die Falten werden zunehmend mit Flüssigkeiten aus dem Uterus ausgekleidet.

 

Danach verschwinden die scharfen Kanten. Zum Zeitpunkt des LH-Gipfels tritt eine starke Schrumpfung, mit wieder zunehmender Faltenbildung in den folgenden Tagen ein.

 

Drei bis vier Tage nach dem LH-Gipfel wird das Profil der Falten wieder kantiger. Die Blässe (teils eine Weißfärbung) der Mukosa bleibt erhalten.

 

Zunehmende Progesteronausschüttung leitet das Ende der fertilen Periode ein. Die Mukosa verliert ihre Falten, erscheint aufgrund ihrer unregelmäßigen Dicke und die teilweise wieder durchscheinenden, unter ihr verlaufenden Kapillargefäße fleckig.

 

Im Anöstrus ist die Mukosa relativ eben, trocken, rot gefärbt, dünn und verletzungsanfällig.

 

Damit ließe sich allein über die mittels Endoskopie erkennbaren Veränderungen die fruchtbare Phase genau datierten - nur sei es recht schwierig, verlässliche Aussagen über diesen Weg zu treffen. Die Diagnosetechnik wird als nur vom versierten Fachmann erfolgreich durchführbar beschrieben. Zudem ist diese Methode recht arbeitsaufwendig, da die Untersuchung zu Erlangung individueller Vergleichswerte am Tier mehrfach in engen Zeitintervallen durchgeführt werden muss. Ich habe mir mal ein paar aus dem Zusammenhang gerissene Bilder ansehen dürfen - und ehrlich gestanden trotz aller Theorie im Kopf überhaupt gar nichts schlüssig zuordnen, gerade noch den Anöstrus von den anderen Phasen unterscheiden können.

 

Die Östrusphasen im Detail

 

Vorbrunst - Proöstrus

1        der Zeitraum vom Beginn der Blutung bis zum Beginn der Akzeptanz des Rüden

2        auf unerfahrene Rüden wirkt die Hündin schon stark anziehend, erfahrene Rüden kontrollieren den Vaginalbereich sehr genau, erkennen aber an Geschmack und Geruch, dass die Hündin noch nicht empfängnisbereit ist und deshalb eine Paarung noch nicht duldet

3        unter Östrogeneinfluss entsteht eine zunehmende Ödematisierung des Reproduktionstraktes, eine Hyperämie der Vaginalschleimhaut, Verdickung der vaginalen Mukosa und ein Anstieg der Zahl ihrer Zelllagen

4        die Östrogene steigen auf Maximalwerte und bewirken eine Ödematisierung (Anschwellen) von Vulva und Perinalgewebe (Gewebe am Damm)

5        die Eizellen reifen in den Ovarien in den sie umschließenden Eibläschen heran. Vom Eibläschen wird das Follikelhormon hergestellt, das die Gebärmutterhaut zur Schleimabsonderung anregt und auf die Aufnahme der Oozyten vorbereitet.

6        die höchsten Östrogenwerte misst man am Ende der Follikelphase, womit die Hypophyse beginnt das Luteinisierungshormon (LH) freizusetzen. Zusammen mit dem follikelstimulierunden Hormon (FSH) wird die Ovulation vorbereitet.

 

Ausfluss

1        die Blutungen treten 6 -9 Tage vor der Ovulation, also etwa am 2. - 5. Tag des Proöstrus ein

2        roter, blutiger Vaginalausfluss, der rund eine Woche anhält; deshalb wird diese Phase auch als "Rotläufigkeit" bezeichnet

3        kann zu Beginn äußerst spärlich ausfallen, bleibt möglicherweise einige Zeit ganz aus und setzt wieder ein

 

Länge

1        die Angaben variieren von 3-18 Tagen

2        ein Mittelwert wäre bei 10 Tagen anzusetzen

 

auffälliges Verhalten

1        rüdenhaftes Verhalten; die Hündin markiert über alle hundlichen Geruchsspuren

 

Brunst - Östrus - Hitze

1        Proöstrus und Östrus zusammen werden im Volksmund als “Läufigkeit“ bezeichnet

2        der Östrus ist definiert als der Zeitraum der Akzeptanz des Rüden

3        zunächst schwillt die Vulva noch stärker an, ihre Schleimhaut erscheint hellrosa

4        die fertile Phase liegt zwischen dem 11. und 15. Tag (von Beginn des Proöstrus gerechnet) / 2. bis 6. Tag (von Beginn des Östrus gerechnet); dauert meist zwischen 5 - 7 Tage an

5        der Östrogengipfel und der Beginn des Anstiegs der Progesteronkonzentration markieren den Übergang zwischen Proöstrus und Östrus; beides liegt rund (2 -) 4 Tage vor der Ovulation

6        etwa einen Tag später gefolgt vom kurzen LH-Peak (von rund zwei Tagen Länge)

7        die Anbildung der Gelbkörper an den Eierstöcken erfolgt, was die Freisetzung von Progesteron bewirkt

8        zum Zeitpunkt des kurzen LH-Gipfels (am 9. - 10. Tag) geht - mit sinkender Östrogenkonzentration und steigender Progesteronkonzentration - die Ödematisierung des Gewebes zurück

9        als Folge schwellen Vaginalschleimhaut und Vulva etwas ab, die Schamlippen werden geschmeidiger und weicher

10    Die Ovulation erfolgt am 11. (10 - 14.) Tag, spontan (nicht wie bei der Hauskatze, bei der ständige Reizung des Genitaltraktes Vorraussetzung ist), bei eben erst normalisierten LH-Werten, immer noch fallender Östrogenkonzentration und (ebenfalls in den nächsten Tagen noch) weiter steigender Progesteronkonzentration (Gipfel etwa am 33. Tag des Gesamtgeschehens, im letzten Viertel des Metöstrus)

11    die Wanderung der Follikel durch den Eileiter beginnt

12    die Follikel erlangen 2 – 3 Tage nach der Ovulation ihre Befruchtungsfähigkeit

 

Ausfluss

1        wird weniger

2        die Konsistenz entwickelt sich eventuell leicht schleimig, schmieriger als zuvor

3        wird vom 10. Tag an rosa bis farblos / glasig (Weißläufigkeit), auch als strohfarben oder bernsteinfarben beschrieben

4        bei manchen Hündinnen setzt sich die Blutung in gehabter Form fort

 

Länge

1        dauert etwa 4 bis 10 Tage.

2        meist einigt man sich auf 9 Tage

 

auffälliges Verhalten

1        am 10. - 12. Tag zeigt die Hündin höchste sexuelle Aktivität; dies ist die Zeit, zu der die Hündin vor dem Rüden "steht" (vgl. Kapitel "Die geschlechtliche Verbindung zwischen Hündin und Rüde")

2        stellt bei Berührungen im Lendenwirbelbereich sofort den leicht angehobenen Schwanz seitlich ab

3        gegenüber anderen Hündinnen stößt man auf gegenseitiges Aufreiten und Steifstehen

 

Nachbrunst - Metöstrus - Rückbildung - Diöstrus

1        bezeichnet die an den Östrus anschließende, etwa neunwöchige Gelbkörperphase

2        ebenso handelt es sich um eine rund 140-tägige Reparationsphase der Gebärmutterschleimhaut

3        die anatomische Rückbildung findet Großteils im Metöstrus I statt

4        die vollständige Rückbildung der Geschlechtsorgane dauert rund 4 bis 8 Wochen

5        Unterschiede zwischen Metöstrus II und dem Anöstrus nur noch hormonell feststellbar

6        der Hormonspiegel entspricht zunächst dem einer erfolgreich gedeckten Hündin

7        weshalb (etwa vier bis acht Wochen nach dem Östrus) Scheinschwangerschaften auftreten

   - unterschieden werden die versteckte, kaum zutage tretende "verdeckte" und die erkennbare "offene Form"

   - die Wölfin ist von der Natur für die Scheinträchtigkeit vorgesehen, wodurch ungedeckte Tiere bei Bedarf die Welpenbetreuung übernehmen können. Bei der Hündin ist Scheinträchtigkeit lediglich ein Atavismus, als dieser aber kein Defekt, keine Ausnahme, sondern ein einmal naturgewollter Zustand

8        nicht befruchtete Eier sterben ab und werden resorbiert

9        auch ohne Gravidität gewisse Veränderungen in Uterus und Ovarien in den ersten vier Wochen des Metöstrus I + II

10    im Metöstrus I steigen die Progesteronwerte auf ihr Maximum

11    im letzten Viertel des Metöstrus I und dem ganzen Metöstrus II hindurch fällt die Progesteronkonzentration auf ihren (anöstrischen) Normalwert zurück

 

Ausfluss

1        zunächst nochmals in der Menge zunehmend

2        Färbung wieder dunkelrot

 

Länge

1        wird unterteilt in Metöstrus I (20 Tage) und II (70 Tage)

2        Metöstrus II schwankt sehr stark mit der Länge des Anöstrus sowie der individuellen Gesamtlänge des Zyklus

 

auffälliges Verhalten

1        Nestbauverhalten

2        Brutpflegeverhalten

3        aufsässige Rüden (im Metöstrus I sind noch stimulierende Optik, Geruch und Geschmack wahrnehmbar) werden wieder abgewehrt

 

Ruhephase - Anöstrus

1        die Hündin befindet sich hormonell im Ruhezustand

2        ein Zustand ovarieller Inaktivität

3        mündet in den nächsten Proöstrus

4        keine anatomischen Auffälligkeiten

5        keine Verhaltensauffälligkeiten

6        kein Ausfluss

 

Länge

1        individuell sehr stark schwankend (15 - 265 Tage)

2        meist angegeben mit 75 Tagen

 

Hormonelle Steuerung

Der zeitliche Verlauf der Konzentrationen von Östrogen, Progesteron und LH wurde eben bei der Beschreibung der Östrusphasen behandelt. Hier folgt ein kleiner Teil-Überblick über die zugehörigen endokrinen Drüsen und deren Funktion.

 

            Hypothalamus

 

Hormon

Funktion

verschiedene Release-Hormone

fördern oder hemmen Ausschüttung der Hormone der Hypophyse

 

            Hypophyse / "Hirnanhangdrüse"

1        an den Hypothalamus angeschlossene Drüse

2        eine übergeordnete Drüse, die die Hormonausschüttung steuert

3        beeinflusst viele andere Hormondrüsen

4        gibt zwei Arten von Hormonen ab:

  - direkt wirkende

  - weitere, mit Wirkung auf die Tätigkeit anderer Hormondrüsen

 

            vordere Hypophyse

1        echtes Drüsengewebe

2        synthetisiert sechs Hormone

3        Ausschüttung durch den Hypothalamus kontrolliert

 

Hündin

Hormon

Funktion

LH

steigert Produktion von Progesteron

FSH

- steigert Östrogen-Produktion

- bewirkt Reifung des Follikel

- zuständig für die Ovulation

Prolaktin

steigert Milchproduktion

 

(Rüde)

Hormon

Funktion

Testosteron

Samenproduktion

                                   

            hintere Hypophyse

1        bestehend aus neuralem Gewebe

2        als Verlängerung des Hypothalamus zu betrachten

3        synthetisiert antidiuretisches ("gegen Urinausscheidung") Hormon (ADH), Vasopressin, sowie andere Hormone

 

Hormon

Funktion

Oxytocin ("Glücks-", "Wohlfühl-" auch "Schmusehormon" genannt)

- löst die Muskelkontraktionen der Gebärmutter (Wehen) bei der Geburt aus

- kontrolliert Kontraktion des Uterus

- kontrolliert das Einschießen der Milch / regt Milchproduktion an

- verantwortlich für manche Aspekte des Elternverhaltens

- verantwortlich für manche Aspekte der sexuellen Lust

 

 

            Zirbeldrüse

 

Hormon

Funktion

Melatonin

- inhibitiert Entwicklung der Gonaden

- bestimmt Schlaf-Wach-Kreislauf

 

            Eierstöcke

 

Hormon

Funktion

Östrogene

- fördern weibliche Geschlechtsmerkmale

- für die Ödematisierung des Genitaltraktes / der Genitalien verantwortlich, damit die Blutung

Progesteron (Gelbkörperhormon)

- bereitet den Uterus für die Aufnahme der Föten vor

- erhält die Schwangerschaft

- stimuliert die Milchdrüsen

 

            (Hoden)

 

Hormon

Funktion

Androgene

- fördern Samenproduktion

- fördern männliche Geschlechtsmerkmale

 

 

Wirkung der Sexualhormone auf Verhalten und Anatomie

 

Aktivierende Wirkung auf das Verhalten

Eine Kastration vor der Geschlechtsreife führt dazu, dass das komplette Fortpflanzungsverhalten fortfällt. Dass dieser Effekt nicht auf vorenthaltene Lerneffekte zurückzuführen ist, zeigt sich darin, dass durch nachträgliche Hormonbehandlung das Sexualverhalten in voller Ausprägung erscheint.

 

Geschlechtsdifferenzierende Wirkung

Das Konzentrationsverhältnis von Östrogenen zu Androgenen bestimmt die Ausprägung des Geschlechtes. Hormonelle Störungen können im Extremfall dazu führen, dass die Information des  Chromosomensatzes für weiblich oder männlich zunichte gemacht wird. So kann ein Wesen mit der Kombination xy (männlich) pränatal dennoch weibliche Genitalanlagen (Östrogenüberschuss), ein weibliches Wesen (xx) männliche äußere Genitalien allein aufgrund eines Überschusses an Testosteron produzieren.

 

Schon das Verbleiben der Hoden des Rüden in dessen Bauchhöhle, macht diesen in gewissem Umfang zur Hündin. Überhitzte Hoden produzieren nicht nur unfruchtbare, tote  Spermien, sondern ebenfalls zu wenig Testosteron. Was zwar nicht dazu führt, dass bereits angelegte Genitalien des geborenen Hundes nachträglich "ausgewechselt" werden, aber zu starken Verhaltensaberrationen führen kann.

 

Ein von mir intensiv beobachteter Rüde mit bilateralem Cryptorchismus, dem man entgegen aller Bedenken bis zu seinem Tode beide Hoden beließ, war in seinem Verhalten Artgenossen gegenüber deutlich erkennbar homosexuell orientiert. Was nicht die Regel sein muss, sich aber nahtlos in dieses von der Chemie vorgezeichnete Bild einfügt.

 

Wichtige Abhängigkeiten der Hormone / hormonellen Steuerung von peripheren Faktoren

Der Zyklus der Hündin wird hauptsächlich vom Hypothalamus kontrolliert (derzeitig favorisierte Theorie). Dennoch existieren teils enorme Abhängigkeiten von

 

1        Gesundheitszustand

2        Ernährungszustand

3        Tageslänge (Lichtmenge, Temperatur)

4        soziale Reize ausgehend von Artgenossen (Hormonausschüttungen können sich an die Zyklen des Sozialpartners anpassen (Synchronisation des Sexualzyklus mehrerer Hündinnen auf den der Alpha-Hündin), mit der Anwesenheit eines Rüden verändern)

 

Antihormone

Synthetische Stoffe, die die Wirkung von Sexualhormonen aufheben. Gebräuchlich Cyproteron und Cyproteronacetat als Antiandrogene und etwa Tamoxifen als Antihormon für Östrogene. Mittels Dolvosteron etwa lässt sich die Läufigkeit der Hündin unterdrücken.